Die Ordnungstherapie basiert auf den Prinzipien der Lebensordnung (griechisch: diaita), jenen Anweisungen zur Gestaltung aller Lebensbereiche, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung von Gesundheit notwendig sind und die seit der Antike einen festen Bestandteil von Gesundheitslehren und natürlichen Heilweisen darstellen. Wird Gesundheit als die stets neu herzustellende Ausgewogenheit zwischen den gesund erhaltenden Kräften im Menschen auf der einen und den belastenden Anforderungen der Umgebung auf der anderen Seite verstanden, dann zielt Ordnungstherapie darauf ab, diese Balance zu erhalten oder wieder herzustellen. Dies geschieht durch jeden Einzelnen selbst, indem er, im Sinne Kneipps, eine gesunde Lebensweise anstrebt, zu der auch das Bemühen um seelische Ausgeglichenheit, Stresstoleranz und soziale Kompetenz gehört. Ordnungstherapie als naturheilkundliches Heilverfahren umfasst alle indirekten (pädagogischen) und direkten (naturheilkundlich-therapeutischen) Maßnahmen, die geeignet sind, jene Ausgewogenheit zwischen Ressourcen und Anforderungen – und damit Gesundheit – zu erhalten oder wieder herzustellen. Hierzu nimmt sie ordnend Einfluss auf die biologischen, die psychosozialen und die spirituellen Regulationsvorgänge im Menschen.
Lebensordnung als eines der Elemente des Kneipp'schen Naturheilverfahrens beinhaltet als Voraussetzung für psychische Gesundheit die Fähigkeit, sich selbst in der eigenen biologischen und seelisch-spirituellen Wesenheit zu sehen und zu akzeptieren und sich inmitten der Beziehungen zu den Mitmenschen und zur belebten und unbelebten Natur in Ausgewogenheit weiter zu entwickeln.
„Ordnungstherapie“ wird in ihrer umfassenden Bedeutung auch weiterhin nur schwerlich durch einen moderneren Begriff zu ersetzen sein, will man sie nicht auf Teilaspekte wie „Psychohygiene“ oder „Lebensrhythmus“ reduzieren. „Ordnungstherapie“ wird ein wertvolles Behältnis bleiben, dessen Inhalt mit unserem Bewusstsein, mit unseren Erkenntnissen auf dem Gebiet menschlicher Gesundheit und mit unserer spirituellen Reife wachsen wird (nach Dr .med.Wolfgang Sattler